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Blindenführhunde brauchen eine gute Ausbildung

27.06.2016

Blindenführhunde brauchen eine gute Ausbildung

Wenn Blindenführhunde gut ausgebildet sind, unterstützen sie Blinde bei der Orientierung und erleichtern ihnen den Alltag damit ungemein. Allerdings können Blinde sich nicht darauf verlassen, dass sie einen wirklich guten Führhund bekommen. Die Eignung und Qualität ihrer Ausbildung werden nämlich nicht allzu genau überprüft. Und das kann gefährlichen Folgen für die Betroffenen haben.

Ein Blindenhund hält sein Frauchen davon ab unvorsichtig eine Straße zu überqueren. © NDR Fotograf: Bettina Less
Die blinde Dania und ihr Führhund Bommel sind zum Glück ein gutes Gespann.

Die 42-jährige Dania gibt ihrem Blindenführhund Bommel beim Überqueren der Straße Anweisungen. Als sie den Bordstein der Straße erreicht hat, stellt sich der Golden Retriever vor sie, belohnt wird er mit einem Leckerli. Dania ist froh, dass es so gut klappt mit den beiden, denn sie hat es auch schon anders erlebt. Ihr früherer Blindenhund, ein Labrador, brachte sie mehrfach in Gefahr: "In einer Situation war es so, dass er sich mit mir ganz schnell um 180 Grad drehte und dann zu dem anderen Hund sprintete. Das war beängstigend."

Dania fühlte sich mitten auf einer Kreuzung plötzlich hilflos

Dania stand in dieser Situation mitten auf der Kreuzung. Sie konnte sich nach den vielen Drehungen nicht mehr orientieren, in welche Richtung sie musste. Dass die Fußgängerampel längst nicht mehr grün war, das war ihr klar: "Man hofft dann immer, dass man Hilfe von den Mitmenschen bekommt. Aber viele denken, dass der Hund das kann, weil er das gelernt hat und schon irgendwie richtig machen wird. Aber es ist eben dann nicht so."

"Ich verlasse meine Wohnung nicht mehr mit diesem Hund"

Obwohl Danias Führhund ausgebildet war und die beiden das übliche gemeinsame Training und zum Abschluss eine sogenannte Gespannprüfung absolviert hatten, machte der Hund nach einigen Wochen gravierende Fehler. Eine Nachschulung hätte vielleicht geholfen, aber die Führhundeschule weigerte sich, erzählt die 42-Jährige: "Ich wurde richtig allein gelassen. Für mich war das eine Katastrophe. Zum Schluss war ich an einem Punkt, dass ich gesagt habe: Ich verlasse meine Wohnung nicht mehr mit diesem Hund."

Kritik an fehlenden einheitlichen Ausbildungsstandards

Ein Blindenhund geht mit seinem Frauchen spazieren. © NDR Fotograf: Bettina Less
Blindenführhunde wie der Golden Retriever Bommel müssen eine Gespannprüfung ablegen.

Blindenverbände kritisieren immer wieder die unzuverlässigen Standards bei Führhunden. Beispielsweise gebe es auch kein einheitliches Berufsbild für die Ausbilder, sagt Thorsten Wolfsdorf vomBlinden- und Sehbehindertenverband Hamburg: "Sie könnten praktisch morgen anfangen und könnten sagen, ich kenne mich mit Hunden gut aus, ich kenne auch ein paar Blinde, und jetzt bilde ich also Führhunde aus. Da brauchen Sie nur einen Gewerbeschein, das reicht." Zwar müssten sich die ausbildenden Schulen theoretisch an bestimmte Qualitätskriterien halten, aber überprüft werde das kaum, kritisiert der Verband.

Verband sieht die Krankenkassen in der Pflicht

Nach der Gespannprüfung zahlen Kassen für einen Blindenhund zwischen 20.000 und 26.000 Euro. Nur einzelne wie die Barmer GEK verlangen nach zehn bis zwölf Monaten noch mal eine Nachprüfung. Bei den meisten anderen Kassen gibt es so etwas nicht: "Wir wünschen uns von den Krankenkassen, dass sie einheitliche Ausbildungsstandards einführen, für Trainer und auch für die Hunde, und dass sie dann auch dafür sorgen, dass diese Standards durchgesetzt werden", sagt Wolfsdorf.

Konsequenzen müssten zum Beispiel die Führhundeschulen zu spüren bekommen, die bei Problemen keine Abhilfe schaffen. Nur so, meint der Blinden- und Sehbehindertenverband Hamburg, könnten Menschen wie Dania schlimme Erfahrungen erspart werden und der Blindenhund könnte das sein, was er soll: eine zuverlässige Orientierungshilfe. "Man ist einfach mobiler, man steht mehr im Leben, und so ein Blindenführhund gibt mir eben auch viel mehr Freiheit", betont Dania.

Informationen zum Thema Blindenführhunde

Die Landesverbände des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes haben Broschüren und Beratungsangebote zum Thema Blindenführhund:

  • Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg e. V.
    Holsteinischer Kamp 26
    22081 Hamburg
    Telefon: 040 / 20 94 04-0
    Telefax: 040 / 20 94 04-30
    E-Mail: info@bsvh.org
    www.bsvh.org