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Familienmitglied auf vier Beinen

12.06.2017

 

 

 

 

 

 

 

Ausschnitt aus einem Presseartikel

der Zeitung "Die Norddeutsche" vom  23.05.2017

 

Am 10. und 11. Juni 2017 feiert
der Verband für das Deutsche Hundewesen
den Tag des Hundes. Hundevereine
und Tierarztpraxen beteiligen sich daran
und laden zu Sport- und Spaßturnieren, Vorträgen
und anderen Veranstaltungen rund
um das Thema Hund ein. Wir stellen Menschen
vor, für die das Zusammenleben mit
einem Hund eine besondere Bedeutung hat. 
„Mein Hund bedeutet für mich Lebensfreude,
Lebensqualität und Mobilität“, sagt
Volker Schilling. Der 56-jährige Aumunder
ist fast blind. Nur hell und dunkel kann er
noch wahrnehmen. „Wenn ich Merlin nicht
hätte und ich wieder mit dem Langstock gehen
müsste, wäre das eine Katastrophe für
mich.“ Merlin ist ein ausgebildeter Blindenführhund.
Seit sieben Jahren hilft er Volker
Schilling dabei, sicher ans Ziel zu kommen.
Ob auf dem Weg zur Arbeit, in die Apotheke,
zum Supermarkt oder bei Reisen mit
öffentlichen Verkehrsmitteln in ganz
Deutschland – Merlin ist fast immer dabei.
Der vierbeinige Begleiter zeigt seinem sehbehinderten
Halter jedes Hindernis an oder
führt ihn eigenständig daran vorbei. „Mit
dem Langstock bin ich nur bis zur Brust geschützt.
Merlin schützt mich aber auch vor
Hindernissen in Kopfhöhe, zum Beispiel
wenn Äste in den Gehwegbereich hineinragen.“
Außerdem unterstützt der Hund Volker
Schilling beim Auffinden von Treppen,
Eingängen, Sitzgelegenheiten und anderen
Objekten. Die entsprechenden Signale wie
„Such Treppe“, Such Tür“ und „Such Bank“
hat Merlin in der Blindenhundeschule gelernt.
In Bremen-Nord seien er und Merlin mittlerweile
in den meisten Geschäften willkommen.
„Doch wenn es um kulturelle Angebote
wie Kino, Theater oder Musical geht –
keine Chance“, hat Volker Schilling feststellen
müssen. Im Arbeitskreis der Blindenführhundhalter
Niedersachsen/Bremen setzt
er sich für mehr gesellschaftliche Akzeptanz
gegenüber Führhundgespannen ein. „Obwohl
die Diskriminierung behinderter Menschen
gesetzlich verboten ist und Blindenführhunde
in Arztpraxen, Krankenhäuser
und Supermärkte mitgenommen werden
dürfen, kommt es leider immer wieder zu
Problemen mit den Zutrittsrechten. Meistens
zu Unrecht“, ärgert er sich. „Ich könnte
in solchen Fällen Anzeige erstatten. Aber
man erreicht mehr, wenn man mit den Leuten
redet, und aufklärt.“
Aufklärung ist auch erforderlich, wenn
Fremde Merlin ansprechen, ihn einfach
streicheln oder ihm sogar Leckerlis zustecken.
Solche Ablenkungen können Hund
und Halter in lebensgefährliche Situationen
bringen. Auch andere Hunde sollten ferngehalten
werden. „Die Führarbeit erfordert
Merlins volle Konzentration. Ich verlasse
mich zu 100 Prozent auf ihn. Wird er von
Passanten oder Hunden abgelenkt, kann das
dazu führen, dass ich stürze. Ich sehe ja nicht,
was passiert“, erklärt Volker Schilling.

 

 

 

Bild zur Meldung: Blinder FHH mit Hund