Blindenführhund Bauxi wollen alle streicheln

03.03.2018

 

Blindenführhund zu Gast im Klassenzimmer: Begleitet von Bauxi, den alle streicheln möchten, erzählt Ulrike Krüger den Zweitklässlern von Lehrerin Anja Laurenz interessantes über das Leben mit einer Sehbehinderung.

Blindenführhund zu Gast im Klassenzimmer: Begleitet von Bauxi, den alle streicheln möchten, erzählt Ulrike Krüger den Zweitklässlern von Lehrerin Anja Laurenz interessantes über das Leben mit einer Sehbehinderung.
© Torsten Lippelt

Neue Presse 24.01.2018 | 12:46 Uhr

 

GRASDORF

Blindenführhund Bauxi wollen alle streicheln

Lehrerin Ulrike Krüger vom Landesbildungszentrum für Blinde (LBZ) in Hannover hat an Dienstag mit ihrem Hund Bauxi die Grundschule in Grasdorf besucht. Dort erzählte sie den Klassen 2b, 2a und 1b nacheinander etwas über das Leben mit Sehbehinderung und die Ausbildung von Blindenführhunden.

GRASDORF. Über zwei besondere Gäste haben sich am Dienstag Erst- und Zweitklässler der Grundschule Grasdorf gefreut: Ulrike Krüger, Lehrerin am Landesbildungszentrum für Blinde (LBZ) in Hannover, kam mit ihrem Blindenführhund Bauxi vorbei und erzählte den Klassen 2b, 2a und 1b nacheinander etwas über das Leben mit Sehbehinderung und die Ausbildung von Blindenführhunden.

Die infolge einer seltenen Netzhauterkrankung seit ihrem zehnten Lebensjahr stark sehbehinderte Krüger berichtete von ihrer Arbeit und beantwortete viele Fragen der Kinder. „Wie suchst Du Dir Deine Kleidung aus“, wollte Anna (7) wissen. Die 56-Jährige, die noch zwischen hell und dunkel unterscheiden und besonders kräftige Farbe erkennen kann, stellte den Kindern und Lehrerin Anja Laurenz gleich mehrere alltagstaugliche Hilfsmittel vor: eine Smartphone-App, die sowohl Bekleidungsfarben als auch den Wert eines vor die Kamera gehaltenen Geldscheines ansagt, ein Diktaphon für Einkaufslisten und ein Sprachetikettierungsgerät. „Ich bringe einfach ein kleines Schild mit einer Nummer auf einem Lebensmittelglas oder einer Flasche an, halte den Stift darüber und bespreche einen Chip mit dem Namen und der Haltbarkeit des Produktes. Bei Bedarf kann ich mit dem Stift über die Markierung mein Gesprochenes abhören und weiß, was sich in der Verpackung befindet“, erkärte Krüger. Die für Blinde entwickelte Punktschrift (Brailleschrift) benutzt sie nicht.

 

Krüger erzählte den Kindern auch, wie sie zu ihrem inzwischen siebenjährigen Blindenführhund Bauxi gekommen ist, der als „Hilfsmittel“ formal gesehen lebenslang ihrer Krankenkasse gehört. „Die AOK hat nicht nur die Anschaffung und das Zubehör bezahlt, sondern auch Bauxis Ausbildung und eventuelle Tierarztbesuche.“ Alles zusammen kostet rund 27.000 Euro und die Ausbildung ist besonders zeit- und kostenintensiv.

Der Mischlingsrüde Bauxi (Golden Retriever und Flatcoated Retriever) kommt von einem Züchter aus Österreich und wurde sechs Monate lang geschult. Nachdem Ulrike Krüger ihn ausgesucht hatte, reiste sie zunächst für drei Wochen in dessen Heimat. Mensch und Hund sollten sich aufeinander einzustimmen, eh ein Trainer mit Bauxi in die Region Hannover kam – genauer: nach Schwüblingsen bei Uetze, wo Ulrike Krüger wohnt. „Ein Mensch kann mir bei anfänglichen Verständigungsproblemen mit dem Hund noch mit Worten helfen, wenn ich sonst nicht weiß, warum der Hund gestoppt hat – beispielsweise an Treppenstufen.“ Nach einer Woche reiste der Trainer ab. Seitdem sind Krüger und Bauxi ein eingeschworenes Team.

Der Mischlingsrüde ließ den Schulbesuch am Dienstag und die vielen Blicke und Kinderhände auf seinem Fell tiefenentspannt über sich ergehen. „Der Hund ist so knuffig“, schwärmte Valentina (8), die aussprach was viele dachten.

Krügers Besuch war das angekündigte Dankeschön für einen etwa eineinhalb Meter hohen Stoff-Elefanten, den die Grundschule Grasdorf dem LBZ Ende September geschenkt und der seit längerem schon nur noch im Keller Staub gefangen hatte.

Was aus dem Elefanten geworden ist? „Wir haben ihm in unserer Werkstatt zunächst einmal die bunten Tierfelle über die Ohren gezogen, ihn abgeschliffen und grundiert“, antwortete die LBZ-Lehrerin den Kindern. Als nächstes solle er im Rahmen eines Schulprojektes mit Handflächenabdrücken aus Acrylfarbe verschönert, lackiert und dann zu seinem großen, bereits auf dem Freigelände stehenden ,Bruder’ gestellt werden. „Ich schicke dann gern ein Foto“, versprach Krüger zum Abschied. 

Von Torsten Lippelt