Lippe Aktuell - Blindenführhund – Freund und Helfer
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Blindenführhund – Freund und Helfer
Führhundehalter trafen sich zum Austausch in Bad Meinberg
Horn-Bad Meinberg (hö). Hundert Jahre gibt es die Ausbildung von Blindenführhunden in Deutschland schon. Vergangene Woche trafen sich Betroffene, deren Angehörige und Fachleute zum Führhundehaltertreffen in Bad Meinberg. Durch Fachvorträge und Workshops konnten Interessierte sich über das Thema "Blindenhund" eingehender informieren. Mit über 100 Führhunden im Verband gehört der Verband Niedersachsen/Bremen zu einem der größten Verbände in Deutschland. Einmal im Jahr treffen sich die Mitglieder zu Fachtagungen und Workshops, um Neuerungen und Informationen auszutauschen.
Wenn plötzlich die Sehkraft nachlässt oder man von Geburt an erblindet ist, wird die "Dunkelheit" mit einem Blindenführhund aufgehellt. Doch ein dressierter Führhund ist nicht nur eine seelische Unterstützung für die Betroffenen, sondern auch eine wichtige Hilfe im alltäglichen Ablauf ihres Tagespensums. Rund ein Jahr dauert es, einen Blindenführhund auszubilden. Die Arbeit selbst beginnt aber schon bei der Selektion der Hunde, da kein Jagdtrieb vorhanden sein darf. Die Rasse der Hunde ist nicht vorher bestimmbar. Zudem müssen die zukünftigen Helfer eine bestimmte Schulterhöhe erreichen, um sich ihren Haltern bei Gefahr in den Weg stellen zu können. Eine so langfristige Ausbildung schlägt sich somit auf den Preis für einen gut ausgebildeten Blindenhund nieder. Rund 25.000 bis 30.000 Euro kostet ein entsprechend dressierter Hund. Dieser Preis führt auch immer wieder zu Problemen mit den Krankenkassen, die die Kosten tragen müssen. Wie wichtig eine Begleitung auf vier Pfoten für Betroffene ist, berichtet Gerda Mittag, Leiterin des Arbeitskreises der Führhundehalter Niedersachsen/Bremen im Blinden- und Sehbehindertenverband. "Der Halter muss sich seinem Führhund anvertrauen", so die blinde Leiterin. Durch die Begleitung des Hundes sind die Halter schneller unterwegs, da der Blindenhund Hindernisse umgeht oder vor Gefahren warnt. Durch die Erlernung von "Intelligenter Gehorsamsverweigerung" schützt der Blindenhund seinen Halter zum Beispiel vor Gefahren wie Bahnsteigen, Straßen oder Rolltreppen. Über das normale Verhalten eines Hundes hinaus beobachtet ein Blindenhund seinen Halter. "Wo geht er/sie hin? Muss ich mit?", sind eintrainierte Verhaltensweisen, die den Hunden beigebracht werden. Je nach Rasse leben Halter und Hund sechs bis acht Jahre zusammen. Danach sind die Hunde meist zu alt für ihre Arbeit. Eine "Rente" in einer liebevollen Familie wird durch die blinden Halter bevorzugt gesucht. "Diese Hunde sind sehr stark sozialisiert und eignen sich sehr gut für Familien mit Kindern", so Gerda Mittag.
vom 19.10.2016 | Ausgabe-Nr. 42A